Das Wohnhaus auf dem Rosenberg in St. Gallen zeigt eine starke Verwobenheit zwischen Raum und Tragwerk. Die zusammen mit dem Architekten Daniele Marques entwickelte Gebäudestruktur
des unprätentiösen Baukörpers überrascht auf den ersten Blick, denn das Innere ist von aussen nicht direkt ablesbar. Die Sichtbetonfassade, die geschossweise unterschiedliche Farbtöne zeigt, und die Innenwände prägen den architektonischen und strukturellen Ausdruck des Wohnhauses – beide sind tragend ausgebildet. Die Aussenhaut wurde in den Brüstungsbändern mittels einer innenliegenden Spannvorrichtung vorgespannt, die an die Technologie von Silobauten anlehnt. Da die äussere Schale als tragendes Element mitwirkt, können im Inneren des Hauses grosse Spannweiten stützenfrei überbrückt werden. Ermöglicht wird diese grosszügige, stützenfreie Raumorganisation durch kreuzweise wirkende Scheibentragwerke im Obergeschoss.

Die Dämmebene befindet sich durchwegs zwischen der Aussenhaut und den inneren Wand oder Deckenebenen, was eine bauphysikalisch und bautechnisch anspruchsvolle Konstruktion zur Folge hat. Einzelne Anschlüsse koppeln das innere Tragwerk an die tragende Aussenhaut, sodass das Bauwerk mit nur einer tragenden Schale konzipiert werden konnte. Schubsteife und schubweiche Dorne sowie vertikale, kraftschlüssige und gleitend ausgebildete Lager gewährleisten den Kräftefluss von innen nach aussen. Das Wechselspiel der Tragebenen von innen und aussen mit dem entsprechenden Kräftefluss durch die Dämmebene hindurch war in diesem Fall die tragwerkspezifische Herausforderung schlechthin.