Bauherrschaft Balintra AG, Basel
Architektur Herzog & de Meuron Basel Ltd.
Tragwerksplanung Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Planungszeit 2003-2005
Realisierungszeit 2006-2008
Status Gebaut

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Der St. Jakob Turm steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fussballstadion St. Jakob in Basel. Auf der Nordseite grenzt das Gebäude an die internationalen Verkehrsachsen der Eisen- und Autobahn und zeigt sich deshalb gemeinsam mit dem Stadion als Wahrzeichen und modernes Stadttor. Im 70 m hohen Turmbau mit 17 Obergeschossen befinden sich autobahnseitig Büros und auf der dem Lärm abgewandten Seite Wohnungen.

Die Tragstruktur in Massivbauweise besteht aus Geschossdecken, welche durch zwei zentrale Kerne und die entlang der Deckenränder angeordneten Stützen getragen werden. Zur Gewichtsreduktion der Betondecken wurde in den Deckenfeldern der Regelgeschosse Hohlkörperelemente eingesetzt. Der Turm ist aufgrund seiner Einbindung im anstehenden unverwitterten Molassefels mit einer massiven Bodenlatte flach gegründet.

Die Formgebung des Turmes folgend werden die Stützen an drei Stellen geknickt. Die aufgrund der geneigten Fassadenflächen im Giebel schrägen Stützen wechseln in der Decke 9. OG in die Vertikale. Die durch die Umlenkung entstehenden, nach aussen gerichteten Ablenkkräfte werden in dieser Decke als Zugkräfte durch eine starke Bewehrung aufgenommen. Die resultierenden horizontalen Differenzkräfte werden über Biegung durch die Kerne aufgenommen.

Im 3. OG werden eine Stütze, im 2. OG weitere Acht zum zweiten Mal geknickt und als Stahl- Beton Verbundstützen schräg zum Kern geführt. Lediglich drei verlaufen vertikal bis zum Fundament. Die Umlenkung der Lasten führt zu Zugkräften in den Geschossdecken, welche mit Vorspannung im Verbund aufgenommen und kurzgeschlossen werden. An den Knickpunkten spreizen Einbauteile aus Stahl die horizontalen Komponenten so stark, dass die für deren Rückbindung erforderliche Anzahl Spannköpfe geometrisch Platz findet. An diesen Einbauteilen werden zudem über stählerne Zugstützen die Randlasten des 1. OG aufgehängt. Die Lasten aus den Schrägstützen werden im 1. OG in den Kern eingeleitet, wobei der dritte Knick entsteht. Über die Betondecke werden die nach innen gerichteten, horizontalen Druckkomponenten der Stützen kurzgeschlossen.

Eine der grössten Herausforderungen des Projektes war, die massiven Lastumlenkungen nicht nur rechnerisch zu lösen und die erforderlichen Einbauteile zu entwerfen, sondern auch geometrisch präzise und unter hohem Zeitdruck und laufendem Stadionbetrieb im Bau umzusetzen. Beispielsweise wurde die Lasteinleitung der konzentrierten vertikalen Komponenten in den Kern mit geschosshohen Einbauteilen gelöst. Nach dem Einmessen durch den Geometer konnten die Elemente durch das Abstellen auf der Decke während der Erstellung der Wände in Position gehalten werden. Der Verlauf der Vorspannkabel durch die Kernzone im 2. OG wiederum erforderte präzise Verlegearbeit und die Erstellung einer zusätzlichen Betonieretappe der Kernwände zusammen mit der Geschossdecke.

In enger Zusammenarbeit mit den Architekten, Fachplanern und dem Generalunternehmen wurden die Arbeitsabläufe intensiv besprochen und im Wochentakt minutiös geplant. Ein wichtiges Projektziel, die Fertigstellung des Rohbaus und der Fassade nach ca. eineinhalb Jahren Bauzeit, rechtzeitig zur Fussball Europameisterschaft 2008, konnte erreicht werden.

Ruedi Walti

Ruedi Walti

Gebäudeschnitt mit Kraftverlauf Fassadenstützen, blau=Druck, rot=Zug Schnetzer Puskas Ingenieure

Schalungsplan Decke 2.OG mit Spannkabelverlauf Schnetzer Puskas Ingenieure

Detailplan Schrägstütze und Hänger mit Einbauteilen in Decke und Kern Schnetzer Puskas Ingenieure

Ruedi Walti

Bauherrschaft Balintra AG, Basel
Architektur Herzog & de Meuron Basel Ltd.
Tragwerksplanung Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Planungszeit 2003-2005
Realisierungszeit 2006-2008
Status Gebaut